Paul Wilhelm Kinder am Strand in Wyk, 1910 Aus der Sammlung der Kunsthalle Rostock
Blick in die Ausstellung © Foto: Kunsthalle Rostock
MEERESRAUSCHEN
Im Obergeschoss des Schaudepots der Kunsthalle Rostock werden Kunstwerke bekannter Künstler:innen unter dem Titel Meeresrauschen präsentiert. Rostocker Künstler:innen werden mit ihren eher selten gezeigten Werken zusehen sein. Das Gemälde Überseehafen von Rudolf Austen oder der Bootsfriedhof von Lothar Mannewitz zeigen sich dem Betrachter in kräftigen blauen und orangen Farben und spiegeln ihre Verbundenheit mit der Seefahrt wieder. Die Begeisterung für die Schönheit der Meeresküsten inspiriert immer noch seit Jahrhunderten viele Künstler:innen.
Das älteste Gemälde der Ausstellung wurde im Jahre 1910 gemalt. Darauf ist eine größere Menschengruppe am Strand der Nordseeküste zu sehen. Das Bild von Paul Wilhelm (1886-1965) gehört zum Frühwerk des Künstlers. Noch während seiner Studienzeit hatte Wilhelm mit 24 Jahren seine erste Ausstellung im Kunstsalon Emil Richter in Dresden. Dort wurden neuste Kunstströmungen und Tendenzen, z.B. 1909 die Brückekünstler gezeigt.
Das einzige Gemälde von Otto Nagel (1894-1967) in der Sammlung der Kunsthalle Rostock ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Es entstand 1938 in Vitt auf Rügen. Gerade aus dem KZ entlassen und mit Malverbot belegt, begibt sich Nagel zeitweise in die innere Emigration und sucht die Ruhe auf der Insel Rügen. Die Gouache von Erich Theodor Holtz (1885-1956) entstand 1935 und zeigt einen alten Fischerplatz auf dem Darß. Der Künstler wird der Gruppe der verschollenen Generation zugeordnet. Diese Künstler:innen erfuhren zur Zeit des Nationalsozialismus erhebliche Einschränkungen in ihrer beruflichen Laufbahn und fanden nach dem II. Weltkrieg keinen Anschluss mehr.
Auch die Mischtechnik von Paul Friedrich Kuhfuß (1883-1960) Fischerboot im Hafen reiht sich in die ausgestellten Küstenlandschaften der 1930er Jahre ein. Der in Berlin lebende Maler hielt sich nach seinem Ausstellungsverbot im Jahre 1935 mehrfach in Born auf dem Darß auf und schuf eine Vielzahl von Zeichnungen. Einen besonderen Reiz in der Ausstellung bilden die farbenfrohen Kunstwerke von Carl Lohse und Ernst Hassebrauk aus den 1950er Jahren. Der Expressionist Carl Lohse (1895-1965) schuf das Gemälde Nach dem Fang in kräftiger Malweise im Jahre 1959. In seinen letzten Lebensjahren malte er farbenfrohe Gemälde und Zeichnungen von der Ostseeküste, die an seine frühen Arbeiten erinnern. Aus dem Jahr 1953 stammt die Gouache Boote am Strand der Ostsee von Ernst Hassebrauk (1905-1974). Der Dresdner Maler zeigt fast skizzenhaft mit strahlenden Farben seine Sicht auf die Ostseeküste.
Die Usedomer Künstlergemeinschaft um Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984), Rosa Kühn (geb. 1928) und Otto Manigk (1902-1972) zeigen den Sehnsuchtsort Ostsee der 1960er Jahre. Es gelingt ihnen mit einem besonderen und eigenständigen Malstil die unterschiedlichen Lichtstimmungen einzufangen. Das Gemälde Blick aufs Haff im Herbst von Sabine Curio entstand 1990 und ist das jüngste Kunstwerk in der Ausstellung. Anfang der 1970er Jahre erhielt die Künstlerin Malunterricht bei Otto Niemeyer-Holstein, bevor sie Meisterschülerin an der Akademie der Künste in Berlin bei Wieland Förster wurde. Freuen Sie sich auf eine kurzweilige Ausstellung im Obergeschoss des Schaudepots der Kunsthalle Rostock.
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