Die Kraft der Zeichnung
Das Zeichnen ist der ursprünglichste künstlerische Ausdruck. Hier geht der kreative Impuls direkt über die Hand des Künstlers auf das Material über. Keine großen Umwege, theoretische Überlegungen oder handwerkliche Prozeduren sind nötig, um die künstlerische Spur zu ziehen. Die Auswahl von Werken, die der Künstler Udo Rathke aus den Beständen der Kunsthalle Rostock getroffen hat, sind für diese Definition des Zeichnens exemplarisch und stehen im engen Zusammenhang mit seinem Ausstellungsprojekt „INFERNO Dante- Fragment“.
Viele der ausgewählten Kohle- und Bleistiftzeichnungen aus der Sammlung der Kunsthalle Rostock wurden bisher noch nie in einer Ausstellung gezeigt. Dazu gehören insbesondere die Zeichnungen der Künstler/innen Paula Lauenstein, Sella Hasse, Otto Lange, Jussuf Abbo, Alfred Partikel, Hans Grundig, Wilhelm Rudolph und Reinhard Schmidhagen. Einige Werke dieser Künstler/innen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus als verfemt diffamiert und waren in den Propagandaausstellungen „Entartete Kunst“ 1937 in München sowie 1938 in Berlin zu sehen. Als „Entartete Kunst“ wurden im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen bezeichnet, die nicht mit dem Kunstverständnis und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten in Einklang standen. Dazu gehörten die Kunstströmungen Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus und Fauvismus.
Im Kontext zu diesen Kunstwerken stehen die farbigen Aquarelle und Buntstiftzeichnungen der nachfolgenden Künstlergeneration, welche ebenfalls sozialkritische Themen in einer expressiven und zugleich reduzierten Formsprache in ihren Kunstwerken verarbeiten.
Über eine zeitliche oder stilistische Zuordnung macht diese Werkauswahl etwas von der elementaren Kraft der Zeichnung deutlich.
Liliane Tomasko
Sean Scully
Udo Rathke
Feliks Büttner
Weltsichten